Sonja

Sonja, 26 Jahre, Dipl. Oecotrophologin, 
Leitung Qualitätssicherung in einer der größten Molkereibetriebe Deutschlands.
Sie hat 2005 an der Talenteschmiede teilgenommen.

Was machst Du zur Zeit?

Seit kurzem habe ich Leitung der Qualitätssicherung in einer der größten Molkereien in Deutschland übernommen. Das ist eine der größten Molkereien in Deutschland. Es macht Spaß und ist eine riesige Herausforderung, so direkt nach dem Studium. Ich habe Oecotrophologie studiert, ein Studium, das sehr breit aufgestellt ist, und jetzt muss ich in dieses Produkt Milch voll einsteigen. Es ist viel Verantwortung, denn ich muss ja beispielsweise entscheiden, ob man die 20.000 oder 100.000 Liter sperren muss, wenn irgendetwas nicht stimmt. Qualitätsmanagement ist in Lebensmittelbetrieben zwar notwendig, aber nicht beliebt, da muss man sich schon durchsetzen können. Ich weiß, dass ich das kann.

 

Womit beschäftigst Du Dich am liebsten, wenn Du frei hast?

Pferde sind meine Leidenschaft und mein großes Hobby. Ich bin schon immer ein Naturmensch gewesen und sehr tierverbunden, was sicher auch familiäre Gründe hat, weil ich aus der Landwirtschaft komme.

Was hast Du in nächster Zeit für Pläne?

Jetzt geht es erstmal darum, gut in den Job reinzukommen – ich bin ja noch in der Einarbeitungsphase. Ich neige dazu, alles optimieren zu wollen und sehe in meiner Abteilung einiges, wo ich ansetzen kann.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben? Was für ein Mensch bist Du?

Ich bin ein zielstrebiger, breit interessierter und vielseitig begabter Mensch. Ich interessiere mich für alles und jeden, deshalb macht mir auch mein Job soviel Spaß, weil ich da mit so verschiedenen Aufgabengebieten und Menschen zu tun habe. Ich bin durchsetzungsfähig, habe eine klare Vorstellung von den Dingen und versuche diese auch umzusetzen. Ich weiß ziemlich genau, was ich will.

Du hast 2005 an einem Seminar der Talenteschmiede teilgenommen. Wie hast Du das Seminar erlebt?

Eine spannende Zeit war das, weil ich kurz vor dem Abitur ja voll in der Orientierungsphase war, in welche Richtung es denn jetzt gehen soll – Ausbildung, Lebensgestaltung usw. Das Seminar war sehr intensiv, das erste Seminar, das Markus Leiber gemacht hat. Vorher musste man ja schon verschiedene Test machen und hat da bereits angefangen, sich mit sich auseinanderzusetzen. Es war unglaublich spannend für mich, weil in dem Seminar Dinge über mich rauskamen, die mir nicht bewusst waren, wo aber mein ganzes Umfeld, dem ich davon erzählt habe, gesagt hat: »Hey, das wusste ich schon immer«. Es war ein Augenöffner für mich, zwar wusste ich manches latent vielleicht schon, aber es war mir nicht bewusst und das Seminar hat es plötzlich greifbar gemacht. Das war eine tolle Erfahrung.

Beschreibe mir, was das Entdecken deiner Talente bei Dir ausgelöst hat. Was bedeutet es für Dich, Dir Deiner Talente bewusst zu sein?

Als ich meine Talente zum ersten Mal schwarz auf weiß gesehen habe, war das ein bisschen erschreckend, denn mein erstes Talent ist »Autorität«. Das steht dann da einfach. Wir haben es dann »Willensstärke« genannt, damit konnte ich besser umgehen. Außerdem hatte ich noch »Selbstbewusstsein«, »Wissbegier«, »Verantwortungsbewusstsein« und »Einfühlungsvermögen«. Als wir dann darüber gesprochen haben, habe ich mehr und mehr verstanden, was sich hinter den einzelnen Talenten verbirgt und wie man sie nutzen kann. Ich habe es sehr positiv gesehen und finde auch jetzt meine Talente sehr positiv. Aber es ist schon wichtig, dass man sich die Vor- und Nachteile der Talente vor Augen führt, dann kann man sich manchmal auch zügeln. Gerade bei Teamarbeit achte ich darauf, dass ich mich nicht immer durchsetzen muss. Markus hat damals zu mir gesagt, das »Management mit Verantwortung« das Optimale für mich wäre. Und das mache ich jetzt – das ist echt erstaunlich. Mein Studienfach habe ich mir nicht mit diesem Ziel ausgewählt, sondern weil es mich interessiert hat und es ein sehr sehr breites Fach ist. Die Haushalts- und Ernährungswissenschaften umfassen ja fast alles, was mit der Lebensmittelindustrie, dem medizinischen und dem wirtschaftswissenschaftlichen Bereich zu tun hat – da konnte sich meine Wissbegier voll austoben. In meiner Position jetzt kommen die anderen Talente zum Einsatz, denn in der Qualitätssicherung muss man sich ja immer durchsetzen, manchmal auch gegen die ganze Firma, weil die manchmal andere Interessen haben. Dass ich mir nun genau diesen Bereich aus dem ganzen Spektrum meines Studiums ausgesucht habe, der so voll und ganz meinen Talenten entspricht, ist schon toll. Das war ja nicht so geplant, sondern kam von selbst.

Welches Talent ist für Dich besonders wichtig?

Mein Lieblingstalent ist die »Wissbegier«. Ich muss zum Beispiel immer lesen, was auf den Verpackungen draufsteht, ich muss immer alles wissen. Ich kann mich nicht damit abfinden, dass es Bereiche gibt, wo ich mich nicht auskennen muss. Es interessiert mich einfach alles. Auch die Menschen um mich herum interessieren mich, manchmal muss ich aufpassen, dass ich nicht neugierig rüberkomme. Ich mag dieses Talent!

Wie hast Du die Erfahrungen aus dem Seminar weitergegeben z.B. an Freunde, Familie, Lehrer etc.?

Mit Freunden habe ich sehr viel darüber gesprochen –alle waren ja in der Orientierungsphase– aber mein Fokus war eben darauf, was mich interessiert, was mir liegt, was mir entgegenkommt, weil ich meine Stärken und Talente kannte. Ich habe den anderen davon erzählt und wie mir persönlich das Seminar geholfen hat. Ich habe sozusagen Zeugnis abgegeben...

Wie gehst Du seither mit Deinen Stärken und Schwächen um?

Ich versuche nicht so auf die Schwächen zu achten, auch bei meinen Mitmenschen. Gerde in der Personalverantwortung hat man ja Verantwortung. Da versuche ich herauszufinden, was die Leute gut können und sie da einzusetzen. Ich versuche die Menschen nach ihren Stärken zu bewerten.

Wie haben sich diese Erkenntnisse auf Deine Berufswahl ausgewirkt? Gab es ein »vor dem Seminar« und ein »nach dem Seminar«?

Lange hatte ich den Beruf »Tierarzt« im Kopf gehabt und das wäre auch machbar gewesen. Durch das Seminar habe ich mich anderen Möglichkeiten wieder geöffnet. Also die Berufswahl hat sich bei mir nicht eingegrenzt, sondern wieder geöffnet, was auch gut war. Klar war nur, dass ich eine Führungsposition haben muss und Verantwortung übernehmen will. Jetzt ging ich der Frage nach, »Was interessiert mich wirklich?«. Ich habe viel recherchiert und mich informiert und bin irgendwann auf die Oecotrophologie gekommen, weil viele meiner Interessensgebiete in diesem Studiengang zusammenkommen. Sicher hat das auch mit meiner Prägung zu tun – meine Mutter ist ja ausgebildete Hauswirtschaftsleiterin und das Thema Ernährung hat mich schon immer interessiert. Auch heute betreiben meine Eltern Milchwirtschaft. Dieses Studium kam mir sehr entgegen, man wird nicht zum Spezialisten erzogen, sondern zum Generalisten – für mich genau das Richtige, weil viele Wege offen bleiben. Auch meine jetzige Position ist unheimlich vielseitig und vereinigt viele Gebiete.

Hat sich seither etwas in deiner Wahrnehmung gegenüber Deinen Mitmenschen verändert?

Ja, die hat sich verändert. Ich versuche, mich bewusst auf die Stärken, auf das Positive zu konzentrieren. Das klappt natürlich nicht immer, manchmal fallen eben auch Schwächen ins Auge. Aber ich bringe mich dann selbst zur Räson. Schwer ist es vor allem bei Menschen, die ganz andere Dinge gut können, als ich oder Dinge, die mir persönlich nicht so wichtig sind.

Wie würdest Du, ganz allgemein, Deine Einstellung beschreiben?

Positiv und erwartungsfreudig. Mit einem halben Fuß bin ich immer schon in der Zukunft, beim nächsten Schritt. Ich versuche aber auch, aus allem das Beste herauszuholen, also auch aus diesem Moment.

War Deine Einstellung auch mal anders, gab es da Veränderungen? Wodurch wurden die ausgelöst?

Das war eigentlich immer schon so. Aber es hat sich sicher verstärkt während des Studiums.

Was kann Dich richtig begeistern?

Wenn ich bei schönem Wetter mit dem Pferd draußen bin, dann bin ich glücklich. Als ich ein Jahr in den USA war, lebte ich auf einer Pferdefarm. Als da im Frühling die Fohlen geboren wurden und wir praktisch den ganzen Tag im Stall und auf der Koppel verbracht haben – da war ich total glücklich. Dass könnte ich immer machen, jeden Tag.

Worauf freust Du Dich in nächster Zukunft am meisten?

Wie sich mein Leben privat und beruflich entwickeln wird. Ich bin sehr gespannt, wo die Reise hingeht. Ich freue mich auf diese neue Lebensphase, die gerade begonnen hat.

Wo möchtest Du in zehn Jahren stehen?

Da möchte einen Job haben, der mich ausfüllt und mir viel Abwechslung bietet, mit dem ich mich identifizieren kann. Beruf und Privatleben möchte ich gut verbinden können, denn ich will eine Familie und Kinder haben. Der Beruf darf mich nicht total vereinnahmen, sondern noch Raum für ein erfülltes Privatleben lassen.

Was würdest Du sagen: Worauf kommt es an im Leben?

Dass man mit dem, was man tut, glücklich ist.

Was gibst Du den Kids von heute mit auf den Weg?

Sie dürfen sich nicht unter Druck setzen lassen, sondern sollen ihren Weg finden und ganz viel auf sich selber hören. Was ist mir wichtig? Wo sehe ich mich? Mit was kann ich mich identifizieren? Man muss sein eigenes Tempo finden und seinen Weg gehen und nicht das machen, was andere für einen wollen.

Dein Motto?

Das ist zwar sehr abgedroschen, aber trotzdem mein Motto: Carpe Diem - nutze den Tag, nutze jeden Moment, jede Situation. Und verschwende keine Zeit mit Dingen, die du nicht gerne machst.