Samira

Samira, 20 Jahre,
studiert International Management.
Sie hat 2008 an der Talenteschmiede teilgenommen.

Was machst Du zur Zeit?

Ich studiere »International Management« zur Zeit in Reims, Frankreich. Das ist ein Double Degree Studium, wo ich die Hälfte des Studiums im Ausland bin, dort auch ein Praktikum mache und die andere Hälfte an der Hochschule in Reutlingen. Es gefällt mir sehr gut hier, auch wenn das Studium super anstrengend ist. Dauernd stehen Prüfungen und Gruppenprojekte an, immer ist was los. Aber ist sehr interessant mit den vielen unterschiedlichen Menschen und Kulturen.

Womit beschäftigst Du Dich am liebsten, wenn Du frei hast?

Ich fahre gerne nach Hause. Meine Familie ist mir sehr wichtig. Ich lese gerne und unternehme auch viel mit meinen Kommilitonen hier in Frankreich und halte den Kontakt zu Deutschland über Skype.

Was hast Du in nächster Zeit für Pläne?

Ich bereite mich gerade auf zwei Prüfungen vor und bin auf der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz hier in Reims. Das ist gar nicht so einfach, weil sich doch vieles in Paris abspielt. Allerdings gibt es hier einige interessante Champagner-Häuser und da versuche ich jetzt reinzukommen, um im Bereich Controlling oder Marketing zu arbeiten.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben? Was für ein Mensch bist Du?

Andere Menschen sind sehr wichtig für mich, meine Freunde, meine Familie. Eines meiner Haupttalente ist Einfühlungsvermögen. Außerdem lerne ich furchtbar gerne, was sich manche kaum vorstellen können. Auch freitagabends oder Samstag sitze ich manchmal zu Hause und lerne. Ich bin wissbegierig und leistungsorientiert. Das Minimum reicht mir nicht.

Du hast 2008 an einem Seminar der Talenteschmiede teilgenommen. Wie hast Du das Seminar erlebt?

Sehr interessant. Es fand in den Ferien statt und es gab auch Teilnehmer aus anderen Klassen, mit denen ich noch nicht so in Kontakt war. Für mich war es echt spannend zu erfahren, wie andere mich einschätzen. Aber genauso spannend war es, mitzubekommen, wie die andern so sind. Auch die intensive Vorbereitung fand ich gut. Ich musste mich damit auseinandersetzten, wer ich eigentlich bin und was mich ausmacht. Das macht man ja nicht jeden Tag. In der Regel befasst man sich viel häufiger damit, was man nicht so gut kann, zweifelt an sich. Als mir dann immer klarer wurde, was mich ausmacht und wann und wie ich mich am besten einbringen kann, war das natürlich großartig für mein Selbstbewusstsein.

Beschreib mir, was das Entdecken deiner Talente bei Dir ausgelöst hat. Was bedeutet es für Dich, Dir Deiner Talente bewusst zu sein?

Ich war früher ein Mensch, der oft an sich gezweifelt hat. Mir hat es deshalb sehr viel gebracht, meine Talente zu entdecken. Genau zu wissen, was man kann und was einen ausmacht, macht selbstbewusst – ein super schönes Gefühl. Rückblickend versteht man plötzlich vieles an sich selbst besser, warum man so gehandelt oder so reagiert hat. Zum Beispiel führt mein »Einfühlungsvermögen« dazu, dass ich sehr sensibel und emotional bin, z.B. weinen muss, wenn ich ein trauriges Buch lese. Meine Freunde sagen immer: »Mensch, nimm Dir das doch nicht so zu Herzen«. Aber jetzt weiß ich, dass das zu mir gehört und ich keine Macke habe. Inzwischen bin ich sogar froh darüber, weil ich mich so gut in Menschen reinversetzen kann. Auch im Bezug auf die anderen sieht man klarer: Plötzlich versteht man, warum es mit bestimmten Leuten manchmal nicht so funktioniert. Deren Talente liegen einfach woanders und deshalb war das Verständnis füreinander nicht so da.

Wenn man um seine Talente weiß, kann man sie gezielt stärken, aufbauen und bewusst einsetzen. Das ist toll. Wenn ich dieses Seminar nicht gemacht hätte, wüsste ich nicht, wo ich heute stehen würde. Für jeden Menschen ist es so wichtig zu wissen, was er kann.

Welches Talent ist für Dich besonders wichtig?

Die Talente, die ich am meisten merke, sind meine Leistungsorientierung, meine Wissbegier und mein Einfühlungsvermögen. Die begleiten mich jeden Tag. Mein Einfühlungsvermögen hilft mir zum Beispiel auch gut, mich in eine andere Kultur und deren Menschen einzufühlen und sie besser zu verstehen. Eine gute Basis für wertvolle Freundschaften.

Wie hast Du die Erfahrungen aus dem Seminar weitergegeben z.B. an Freunde, Familie, Lehrer etc.?

Als ich mit meiner Mutter darüber gesprochen habe – das war lustig. Ich war schon als Kind so furchtbar wissbegierig, wollte alles ganz genau wissen, habe allen Löchern in den Bauch gefragt – was für meine Eltern sicher manchmal anstrengend war. Und als ich dann von meinem Talent »Wissbegier« erfahren habe, konnte ich meiner Mutter sagen: »Tut mir leid Mama, ich kann nichts dafür. Ich muss das machen. Das ist mein Talent«.

Meinen Freuden habe ich sehr empfohlen, das Seminar auch zu machen, weil es einem fürs ganze Leben was bringt. Oft versuche ich auch, meine Mitmenschen zu analysieren und mache mir Gedanken über ihre Stärken und Talente. Wenn möglich, gebe ich ihnen das dann mit, weil ich bei mir gemerkt habe, dass so was sehr hilfreich sein kann.

Wie gehst Du seither mit Deinen Stärken und Schwächen um?

Ich kann viel besser mit meine Schwächen umgehen, weil ich ja um meine Stärken weiß. Und in Situationen, wo meine Stärken und Talente nicht so gefragt sind, halte ich mich einfach zurück.

Wie haben sich diese Erkenntnisse auf Deine Berufswahl ausgewirkt? Gab es ein »vor dem Seminar« und ein »nach dem Seminar«?

Die Bereich Jura oder Betriebswirtschaft waren für mich schon vor dem Seminar die Schwerpunkte. Das wurde dann beides bestätigt und ich hatte eigentlich gehofft, dass eins davon wegfallen würde durch die Tests. Andererseits bin ich in meiner Einschätzung bestätigt worden. Danach habe ich mich weiter informiert und mir ist klar geworden, dass ich nicht so trocken und so trist sein möchte, wie das für Jura vielleicht notwendig ist. Als ich dann von dem Double Degree Studium erfahren habe, war mir sofort klar: das ist perfekt für mich. Ich hatte ja ein deutsch-französisches Abitur gemacht und wollte schon immer gerne mal in Frankreich leben.

Hat sich seither etwas in deiner Wahrnehmung gegenüber Deinen Mitmenschen verändert?

Früher dachte ich schon mal, dass es den einen »perfekten« Menschen gibt, der alles gut kann und alles super macht. Dann habe ich begriffen, dass es den nicht gibt und dass man den auch überhaupt nicht braucht. Wir brauchen die verschiedenen Talente und Stärken. Man kann sagen, dass ich sensiblisierter bin, begriffen habe, dass zum Beispiel nicht alle Menschen immer so viel wissen wollen, wie ich. Ich finde es schön und bereichernd, mit Menschen zu arbeiten, die ganz anders ticken. Für die Gruppenarbeit kann man das gezielt nutzen.

Wie würdest Du, ganz allgemein, Deine Einstellung beschreiben?

Ich wache auf und freue mich auf den Tag. Ich bin positiv und weltoffen, genieße die vielen verschiedenen Kulturen, die mich zur Zeit umgeben, mit denen ich zur Uni gehe.

War Deine Einstellung auch mal anders, gab es da Veränderungen? Wodurch wurden die ausgelöst?

Es gibt schon verschiedene Phasen im Leben. Vieles weiß man einfach mehr zu schätzen im Laufe der Zeit. Ich bin dankbar, dass ich hier studieren kann und das hat mich noch positiver gemacht.

Was kann Dich richtig begeistern?

Ein richtig gutes Buch kann mich begeistern. Im Unterricht kann mich ein guter, interessierter Lehrer begeistern. Wenn man mit engagierten Leuten zusammenarbeiten kann, wie zum Beispiel im Entrepreneur Talent Baden Württemberg. Es ist unglaublich, was wir da jedes Mal auf die Beine stellen. Wir haben zwar alle verschiedene Talente, aber auch vieles, was uns verbindet, wo wir gleich ticken. Wir verstehen uns richtig gut und das begeistert mich.

Worauf freust Du Dich in nächster Zukunft am meisten?

Ich freue mich unglaublich auf mein Praktikum. Es wird so spannend sein, sechs Monate lang Einblick in ein Unternehmen zu bekommen, die Leute kennenzulernen und Einblick in die französische Arbeitswelt zu bekommen.

Wo möchtest Du in zehn Jahren stehen?

Da sehe ich mich verheiratet mit ein oder zwei Kindern, in einem Beruf, der mir Spaß macht, mich erfüllt und glücklich macht, am liebsten in der Führungsebene. Selbst ein Unternehmen zu gründen ist im Moment nicht mein Ziel, aber Geschäftsführer kann ich mir gut vorstellen. Ich möchte viele unterschiedliche Aufgaben und mit Menschen zu tun haben. Meine Talente sind für so eine Position gut, weil ich etwas erreichen, aber auch die Menschen im Unternehmen verstehen will und kann.

Was würdest Du sagen: Worauf kommt es an im Leben?

Es kommt drauf an, dass man glücklich ist, dass man das machen und erreichen kann, was man möchte.

Was gibst Du den Kids von heute mit auf den Weg?

Die sollen auf jeden Fall das Seminar machen. Sie sollen erfahren, was sie ausmacht, wer sie sind und den passenden Beruf finden. Sie sollen ihre Chancen nutzen und Perspektiven entwickeln.

Dein Motto?

Lange Zeit hatte ich einen Satz aus dem »Kleinen Prinz« an meiner Pinnwand hängen:

»Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen - denn Zukunft kann man bauen«. Das hat mich immer motiviert.