Cecile

Cécile, 24 Jahre,

studiert Public Policy mit Schwerpunkt Gesundheitsmanagement in Entwicklungszusammenarbeit.
Sie hat 2005 an der Talenteschmiede teilgenommen.

Was machst Du zur Zeit?

Ich mache gerade meinen Master in Public Policy im Rahmen eines Double Degree Programms in den USA und bin jetzt noch ein halbes Jahr hier. Mein Schwerpunkt ist Gesundheitsmanagement in Entwicklungszusammenarbeit, wo ich auch Kurse an der Princeton University belege. Das Studium ist in Deutschland sehr theoretisch, in USA dagegen richtig angewandt, z.B. üben wir, wie man einen Gesundheitsminister beraten müsste, damit er sein HIV-Programm managt. Das macht richtig Spaß.

Womit beschäftigst Du Dich am liebsten, wenn Du frei hast?

Ich singe sehr gerne. In Konstanz habe ich im sinfonischen Chor mitgesungen und immer wenn ich aus der Probe kam, hatte ich das Gefühl, ich war gerade zwei Stunden in der Therme. Sport mag ich auch und natürlich Zeit mit meinen Freunden verbringen.

Was hast Du in nächster Zeit für Pläne?

Bis Mitte 2013 bin ich noch komplett mit meinem Studium beschäftigt. Also nach USA gehe ich zurück nach Konstanz an den schönen Bodensee, wo ich noch ein Jahr studiere. Danach möchte ich in der Entwicklungszusammenarbeit arbeiten, am liebsten mit dem Fokus auf Afrika, aber mit Basis in Europa, also im Management und der Planung von Projekten im Gesundheitssektor. Mein großer Traum wäre, bei den Vereinten Nationen oder bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit zu arbeiten mit Schwerpunkt Afrika. Afrika ist so ein wunderschöner, vielfältiger Kontinent mit so viel Kultur und Tradition, der mich immer schon angezogen hat. Ich war selbst nur ein halbes Jahr da. Wir betrachten Afrika immer als ein Ganzes, dabei sind es 54 unterschiedliche Länder, kaum fassbar, auf Grund ihrer Probleme. Diese Komplexität reizt mich, die Aufgabe, dort Dinge zu verändern, Expertise geben zu können, zu unterstützen. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben? Was für ein Mensch bist Du?

Ich bin ein sehr wissbegieriger und interessierter Mensch, der sehr viel kommuniziert. Ich brauche die Interaktion mit vielen Menschen. Gleichzeitig bin ich ein sehr nachdenklicher, eher kopflastiger Mensch, der sehr gerne arbeitet. Aber auch die Zeit mit meinen Freunden und der Familie ist mir wichtig. Ich achte sehr darauf, dass diese Balance stimmt. Reisen mag ich gerne und ich habe auch schon viel gesehen, würde mich aber trotzdem als heimatverbunden bezeichnen, weil ich immer wieder gerne nach Hause komme.

Du hast 2005 an einem Seminar der Talenteschmiede teilgenommen. Wie hast Du das Seminar erlebt?

Wenn ich daran zurück, denke ich zuerst an die schöne Dynamik, die wir in der Seminargruppe hatten. Und das es ein unheimlich schönes Erlebnis war, wie ich es vorher noch nie hatte. Eine Gruppe von Fremden, wo ich mich öffnen musste, mich öffnen konnte und so viel zurückbekommen habe. Es gab so viele tolle Gespräche mit- und übereinander, man wächst richtig zusammen. Am Ende des Seminars war ich traurig, dass ich die anderen vermutlich nicht mehr wiedersehen würde.

Insgesamt war das Seminar für mich echt wertvoll, ich hatte viele Aha-Effekte, mich besser verstanden. Z.B. wusste ich schon immer, dass ich gerne kommuniziere, empfand das sogar manchmal als negativ. Dann habe ich gelernt, dass Kommunikationsfähigkeit ein Talent ist und ich konnte es plötzlich annehmen. Es war eine unheimlich gute Erfahrung zu verstehen, dass ich, so wie bin, gut bin. Später sollte sich jeder für sich noch mal mit seinen Talenten befassen und dann ging Markus zu jedem noch mal hin und hat mit ihm darüber gesprochen. Wir hatten ein total schönes Gespräch, wo wir meine Talente verbunden haben und ich habe plötzlich so viel über mich verstanden.

Beschreib mir, was das Entdecken deiner Talente bei Dir ausgelöst hat. Was bedeutet es für Dich, Dir Deiner Talente bewusst zu sein?

Das war auf jeden Fall ein Selbstbewusstseins-Schub und hat mir Sicherheit über meine Stärken gegeben. Es war so toll, einfach mal über das zu sprechen, was man gut kann. Das kann man ja sonst nicht, weil man gleich arrogant wirkt. Das Thema hat mich seit dem immer begleitet. Zu verstehen, warum ich die Dinge so mache, wie ich sie mache, heißt, sich besser hineinfühlen zu können und auch besser darin zu sein und zu werden. Ich erkläre das mal an meinem NaturTalent »Strategie«: In der Schule bei der Gruppenarbeit habe ich mich gefragt, warum es mich gleich so nervt, wenn alle durcheinander reden, es keine Struktur und kein Ziel gibt. Ich war dann immer diejenige, die gesagt hat: »Können wir nicht mal ein bisschen Ordnung reinbringen, überlegen, wo wir eigentlich hinarbeiten?« Jetzt wo ich weiß, dass das meine »Strategie« ist, kann ich es bewusster machen, aber auch behutsamer, weil ich weiß, dass es mein Potenzial ist, das ich ins Team einbringe. Beruflich wusste ich zwar schon, wohin ich gehen wollte, aber die Bestätigung zu bekommen, war sehr wichtig für mich. Und das Wissen um meine NaturTalente ist eine enorme Unterstützung auf meinem Weg, weil ich immer wieder abklären kann, ob das jetzt zu mir passt oder Sinn für mich macht, mich glücklich macht. Als erstes Talent hab ich »Verbundenheit«, deshalb sehe ich alles immer so global und kann nicht unbekümmert hier leben ohne an die Menschen in anderen Teilen der Welt zu denken. Wenn ich einfach hier so mein Ding machen würde, könnte ich nicht glücklich werden. Deshalb ist das, was ich studiere genau richtig für mich.

Welches Talent ist für Dich besonders wichtig?

Verbundenheit. Das ist so ein schönes Talent! Mein absolutes Lieblingstalent. So sinnvoll irgendwie. Damit fühle ich mich echt verbunden! (lacht)

Wie hast Du diese Erfahrung weitergegeben z.B. an Freunde, Familie, Lehrer etc.?

Das Seminar hat so viele tolle Gespräche nach sich gezogen. Aber auch schon davor, während der Vorbereitung durch die Fremdeinschätzung gab es schöne Gespräche. Nach dem Seminar habe ich mit ganz vielen Leuten darüber gesprochen und direkt Werbung dafür gemacht. Es ist so ein schönes Thema, das ich gerne weitergebe. Ich habe viele aus meiner Familie und dem Freundeskreis dazu gebracht, selbst ein Seminar zu machen. Und danach haben wir dann über deren Talente gesprochen – das war so spannend! Ich habe sogar Leuten, die ich in Afrika getroffen habe, davon erzählt und ihnen die Website der NaturTalent Stiftung geschickt.

Wie gehst Du seither mit Deinen Stärken und Schwächen um?

Ganz verändert. Ich habe vorher kaum auf meine Stärken geachtet. Wusste nur anhand der Schulnoten, worin ich gut bin. Jetzt ist das ganz anders, vor allem im Teamwork ist es wichtig, dass man gut zusammen passt, sich gut ergänzt. Da versuche ich gleich intuitiv, die Leute nach ihren Talenten einzuordnen. Es hat mein Bewusstsein für Gruppendynamik entscheidend verändert.

Wie haben sich diese Erkenntnisse auf Deine Berufswahl ausgewirkt? Gab es ein »vor dem Seminar« und ein »nach dem Seminar«?

Die Richtung war für mich vorher schon klar, aber das Seminar hat mich auf jeden Fall darin bestärkt. Und die genaue Position innerhalb dieser Richtung wurde mir plötzlich deutlich. Viele Leute haben mich eindeutig in der Parteipolitik gesehen. Für mich hat sich das noch nie stimmig angefühlt, aber ich konnte nicht erklären, warum. Jetzt weiß ich, dass ich nicht unbedingt ganz da oben stehen will, dass es mir eher um die Inhalte geht. Für Politiker ist »Bedeutsamkeit« ein ganz wichtiges Talent und bei mir ist das sehr weit hinten. In jedem Studium gibt es ja noch mal unterschiedliche Richtungen und für mich war es sehr gut zu erkennen, welche Position zu mir passt und dann diesen Weg auch zu gehen.

Hat sich seither etwas in deiner Wahrnehmung gegenüber Deinen Mitmenschen verändert?

Ja, das glaube ich schon. Wenn man sich einmal mit diesem Thema befasst hat, beginnt man auch Eigenheiten, die man vorher als Schwäche empfunden hätte, als Talent zu sehen und das ändert natürlich vieles. Man wird toleranter und verständnisvoller. Ich fände es echt ganz toll, wenn alle Leute ihre Haupttalente sichtbar mit sich herumtragen würden, das würde so vieles einfacher machen! Man könnte viel besserer Symbiosen eingehen und es gäbe in der Interaktion vielfältigere Möglichkeiten. Es wäre auch für die menschlichen Beziehungen insgesamt besser, weil ja jeder, der seine Talente entdeckt, diesen nötigen Schub an Kraft und Selbstbewusstsein bekommt. Deshalb wünsche ich diese Erfahrung allen Menschen. Wenn ich könnte, würde ich jedem eine Seminarteilnahme ermöglichen. Das würde den Menschen gut tun, den Teams und den Beziehungen.

Wie würdest Du, ganz allgemein, Deine Einstellung beschreiben?

Ich bin offen, aktiv und positiv.

War Deine Einstellung auch mal anders, gab es da Veränderungen? Wodurch wurden die ausgelöst?

Bevor ich meine ganzen Auslandsaufenthalte gemacht habe, war ich sicher weniger offen und habe auch nicht so weit gedacht. Aber das ist ja auch klar. Und meine NaturTalente haben mir natürlich einen positiven Schub gegeben, was meine Zukunft angeht. Ich habe richtig Lust auf meine zukünftige Arbeit bekommen. Mir wurde klar, dass, wenn ich einen Beruf finde, der auf meinen Talenten basiert, dann wird das so Spaß machen, dann kann ich mich da richtig entfalten.

Was kann Dich richtig begeistern?

Natur, Menschen und ihre Geschichten. Menschen begeistern mich immer. Ich habe in meinem Leben so viele Menschen und ihre Geschichten kennen gelernt, erfahren, was sie erlebt und gemacht haben oder was sie vorhaben – das sind für mich die Momente, wo ich richtig glücklich bin, wenn ich mich mit Menschen unterhalte. Bei den Treffen der NaturTalent Stiftung ist das auch immer so, weil das so eine Ansammlung ganz einzigartiger, toller Menschen ist und es so wunderschön ist, sich mit denen zu unterhalten. Das gibt mir soviel Energie, soviel Input... Das begeistert mich einfach. Manchmal kommen solche Momente ganz unerwartet und unverhofft und das zeigt mir, dass ich im Leben noch viele tolle Begegnungen haben werde.

Worauf freust Du Dich in nächster Zukunft am meisten?

Ab Oktober wohne ich wieder am Bodensee und da freue ich mich voll drauf! Ich freue mich darauf, meinen Master-Abschluss in der Tasche zu haben. Das Studium ist schon recht anstrengend – ich arbeite viel – da wird es bestimmt schön sein, wenn man seinen Abschluss geschafft hat.

Wo möchtest Du in zehn Jahren stehen?

In einem Beruf, der mich erfüllt und glücklich macht. Zur Zeit stelle ich mir da vor, eine Position als Beraterin in der Entwicklungszusammenarbeit zu haben. Und mit spätestens Mitte 30 möchte ich auch Kinder haben. Eine Familie und einen Beruf, der mich ausfüllt, mir aber auch Zeit für mich lässt. Es klingt immer so zielstrebig bei mir, aber ich möchte echt auch viel Zeit für meine Familie und meine Freunde haben. Ich will mich nicht abrackern. Eine Führungsposition klingt schon nett, aber nicht zu krass, bitte. Ich muss meinen Freiraum haben.

Was würdest Du sagen: Worauf kommt es an im Leben?

Auf eine verständliche und friedliche Interaktion mit den Mitmenschen. Darauf kommt es absolut an im Leben. Kein Mensch kann alleine sein und alleine leben. Wichtig ist auch dieser Ausgleich zwischen Arbeit und Zeit für die schönen Dinge im Leben. Diese Balance von Arbeit und Nichtarbeit ist wichtig. Ja, und mit sich im Reinen sein. Das ist super schwer, ich weiß, aber da hilft das Wissen um die Talente auch. Ein ausgeglichenes Selbst – so könnte man vielleicht sagen. Es ist auch schön, ein Ziel und einen Sinn zu haben im Leben oder das zu finden. Sich Ziele zu setzen, auf was hinzuarbeiten und Ziele zu erreichen, das ist auch wunderschön, auch wenn es nur kleine Ziele sind. Nicht einfach so vor sich hin leben, sondern den Blick nach vorne zu richten – das finde ich wichtig.

Was gibst Du den Kids von heute mit auf den Weg?

Den Kindern hier in Deutschland würde ich gerne total oft sagen: »Nehmt alles mit und seid dankbar, dass ihr hier geboren seid. Blüht auf, nutzt Eure Chancen! Freut Euch auf ein spannendes Leben!« Es ist komplex und die Weltgemeinschaft steht vor vielen, vielen Herausforderungen in der Zukunft, aber das ist eine spannende Aufgabe – anstrengend, schwierig, aber wirklich wichtig. Wir haben so viele Möglichkeiten, so viele Möglichkeiten, die Dinge besser zu machen. Es wäre schön, wenn wir das schaffen würden und die ganze Welt ein bisschen zusammenrücken könnte, mit all den Ungleichheiten, die es gibt. Wir haben in den vergangenen Jahrhunderten so viel falsch gemacht. Heute wird gearbeitet, an Nachhaltigkeit und an allem – das ist so eine gute Dynamik. Wenn das alles zusammenkommen würde...

Dein Motto?

Als junges Mädchen habe ich mir mal selbst eins gegeben, nämlich dass das Leben eine einzigartige Aufgabe ist. Das hilft, wenn man sich manchmal schwach fühlt. Wenn man es einfach nur als Aufgabe sieht, dann kann man es anpacken und bewältigen. Und einzigartig ist es deshalb, weil ich so dankbar bin für diese schöne Welt, für die Welt, in die ich hineingeboren bin, in der ich so viele Möglichkeiten habe.