Bene

Benedikt, 21 Jahre,

studiert Internationale Wirtschaft und Entwicklung.
Er hat 2008 an der Talenteschmiede teilgenommen.

Was machst Du zur Zeit?

Ich studiere seit einem Jahr Internationale Wirtschaft und Entwicklung, eine Kombination aus Volkswirtschaftslehre und internationaler Entwicklung. Das Studium gefällt mir sehr gut, weil es disziplinübergreifend ist und ich sehr viel Einblick in unterschiedliche Dinge bekomme, sowohl in die Wirtschafts- als auch in die Gesellschaftswissenschaften, wie die Soziologie und die Ethnologie. Das ist sehr spannend.

Womit beschäftigst Du Dich am liebsten, wenn Du frei hast?

Mein großes Hobby ist, Geschäftsideen zu entwickeln, aber es ist noch nichts Konkretes dabei. Ansonsten genieße ich das Studentenleben in Bayreuth, mache Sport, schlafe aus... Am Anfang des Semesters ist es ja noch entspannt.

Was hast Du in nächster Zeit für Pläne?

Ich nehme derzeit an einem Seminar zur Medienökonomik teil und befinde mich gerade in der Recherche für eine Arbeit über die Zukunft des deutschen Pay-TV Markts, ein sehr spannendes Thema. Dann bewerbe ich mich gerade bei einer Stiftung um ein Stipendium. Und die EntrepreneurTalente Baden-Württemberg sind mir natürlich auch sehr wichtig und ein großes Beschäftigungsfeld von mir. Wir haben ja gerade einen Kongress organisiert, der sehr erfolgreich war. Ich muss schon sagen, dass ich in den drei Jahren, die ich dabei bin, schon sehr viel mitgenommen habe. Z. B. wäre ich ohne das »Zeitmanagement«-Coaching heute nicht so entspannt, wie ich es bin. Auch die Kontakte zu anderen EntrepreneurTalenten sind mir wichtig. Wir haben schon so viel zusammen gemacht in der Zeit, sodass jetzt auch ein Freundeskreis daraus entstanden ist.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben? Was für ein Mensch bist Du?

Ich bin ein toleranter, offener Mensch. Mein größtes Talent ist die Einzelwahrnehmung, von daher gehe ich mit offenen Augen durch die Welt und nehme sehr viel wahr. Vor allem sehe ich schnell das Potenzial in anderen und ihre Möglichkeiten. Überhaupt liegt mein Fokus immer eher auf den Möglichkeiten und weniger auf den Problemen. Aber das Größte ist für mich, gemeinsam mit anderen etwas zu machen. Zum Beispiel gemeinsam mit den EntrepreneurTalenten. Das ist ein spannender Prozess den wir durchlaufen und ich sehe eine interessante Zukunft für uns alle.

Du hast 2008 an einem Seminar der Talenteschmiede teilgenommen. Wie hast Du das Seminar erlebt?

Ich erinnere mich noch gut. Ich war in der 11. Klasse und gerade aus Kanada zurück. Vor dem Seminar hatte ich mich eigentlich noch nie so intensiv mit mir selbst beschäftigt. An dem Tag wurden mir richtig gehend die Augen geöffnet. In dem Alter reflektiert man ja in der Regel sein Leben noch nicht so sehr. Man geht in die Schule, macht seine Hausaufgaben oder auch nicht, trifft sich mit Leuten, geht zum Sport. Und im Seminar wird man plötzlich mit seiner eigenen Identität konfrontiert.

Beschreib mir, was das Entdecken deiner Talente bei Dir ausgelöst hat. Was bedeutet es für Dich, Dir Deiner Talente bewusst zu sein?

Meine Haupttalente sind: Einzelwahrnehmung, Selbstbewusstsein, Wiederherstellung, Vorstellungskraft und Tatkraft. Durch meine Arbeit bei den EntrepreneurTalenten habe ich gelernt, was meine Talente bedeuten und wie ich sie nutzen und leben kann. Zum Beispiel habe ich gemerkt, dass ich ganz gut die Moderation für Gruppen übernehmen kann, weil ich schnell spüre, wann eine Gruppe welche Bedürfnisse hat. Das ist ganz intuitiv so. Da hilft mir die »Einzelwahrnehmung«, die »Wiederherstellung« hilft mir, auch Gruppen oder Einzelne mit unterschiedlichen Vorstellungen auf eine gemeinsame Ebene zu bringen. Das »Selbstbewusstsein« trägt dazu bei, dass ich ohne Probleme vorne stehen und reden kann. Durch meine »Tatkraft« setze ich in der Regel auch das um, was ich mir vorgenommen habe. Notfalls gehe ich einen Weg auch vor, aber ich achte immer darauf, dass die Gruppe den Weg mitgeht und das Große und Ganze wieder stimmt.

Welches Talent ist für Dich besonders wichtig?

»Einzelwahrnehmung« - ganz klar. Dadurch achte ich auf Details. Ich sehe Situationen immer als Summe von einzelnen Teilen und mir fällt sofort auf, wenn etwas anders ist, aus dem Muster fällt. Auch wenn Menschen sich anders verhalten, ich merke sofort, wenn etwas nicht stimmt. Das kann positiv oder negativ sein. Ich musste erstmal lernen, dass man dieser Veränderung nicht gleich auf den Grund gehen muss – manche Leute wollen Dinge vielleicht erstmal für sich behalten.

Wie hast Du die Erfahrungen aus dem Seminar weitergegeben z.B. an Freunde, Familie, Lehrer etc.?

Meine Mutter war gleich begeistert, mein Vater zunächst skeptisch, weil man soviel von seiner Persönlichkeit offenbart. Er riet mir vorsichtig zu sein. Ich sehe das gelassener.

Gut war, dass an meiner Schule alle aus der 11. Klasse an der Talenteschmiede teilgenommen haben. So waren alle auf dem gleichen Stand und wir konnten uns darüber austauschen. Beispielsweise wollte sich nach dem Abitur ein Freund von mir bei der Lufthansa als Pilot bewerben und musste in der Bewerbung über Stärken und Schwächen sprechen. Ich habe ihm dann geraten, sich die Seminarunterlagen wieder mal anzuschauen, er hatte das ein wenig verdrängt. Das hat ihm dann echt viel gebracht, weil ihm plötzlich klar wurde, dass er ein sehr gründlicher Typ ist und Prozesse ihm sehr wichtig sind. Er hat sich noch mal sehr intensiv mit seinen Unterlagen befasst. Letzte Woche ist er bei der Swiss Air angenommen worden.

Wie gehst Du seither mit Deinen Stärken und Schwächen um?

Bei den EntrepreneurTalenten reden wir oft über unsere Stärken, wie wir sie ausbauen und einsetzen können. Das ist natürlich ein völlig anderer Weg, als wenn man versucht, an seinen Schwächen zu arbeiten. Das hat mich total entspannt. Klar habe ich Schwächen, die sind mir bewusst, aber sie interessieren mich einfach nicht, weil ich weiß, wo meine Stärken liegen. Das geht soweit, dass ich mir sage, wenn mich später ein Unternehmen auf Grund meiner Stärken nicht haben will und mir was von meinen Schwächen erzählt, dann will ich da eh nicht hin.

Der demografische Wandel wird die Bedingungen sowieso verändern. Für mich als angehender Volkswirt ist diese Entwicklung natürlich verheerend, aber für mich als Individuum heißt es, dass ich als Mitarbeiter begehrt sein werde. Die Unternehmen werden sich zukünftig viel mehr um ihre Mitarbeiter bemühen müssen. Sie müssen gute Bedingungen im Unternehmen schaffen und den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Das größte Kapital eines Unternehmens sind nunmal die Mitarbeiter.

Wie haben sich diese Erkenntnisse auf Deine Berufswahl ausgewirkt? Gab es ein »vor dem Seminar« und ein »nach dem Seminar«?

Der Berufscheck hat mir »Lehrer« als Berufsvorschlag ausgespuckt. Da war ich erstmal echt irritiert und das hat mich auch sehr lange beschäftigt, weil Lehrer sein, fand ich in dem Moment ein bisschen unsexy. Inzwischen weiß ich, dass da schon was dran ist, allerdings in Verbindung mit meinem Unternehmertalent, denn als Unternehmer ist man ja auch oft Lehrer bzw. Förderer, z. B. in der Personalentwicklung. Man kann ja nicht davon ausgehen, dass die Leute kommen und alles können bzw. wissen. Man muss ja erstmal methodisch seine Idee des Unternehmens vermitteln oder gemeinsam mit den Mitarbeitern erarbeiten. Als »Lehrer-Typ« hat man dafür die besten Voraussetzungen.

Umgekehrt, sollte ein Lehrer ja auch unternehmerisch denken und handeln, also die Persönlichkeiten in seiner Klasse fördern und entwickeln. Leider ist im Bildungssektor jeglicher Anreiz dafür verloren gegangen. Diese Art der Persönlichkeitsentwicklung ist ja mit mehr Arbeit verbunden ohne entsprechende Entlohnung oder Anerkennung. Also werden eben Vokabeltests geschrieben, aber nicht vermittelt, wie man sie am besten lernen kann. Ich habe mit vielen Abitur gemacht, die nie richtig lernen konnten.

Ich weiß nicht, was ich ohne das Seminar der Talenteschmiede und die EntrepreneurTalente heute machen würde. Ich glaube, ich wäre wesentlich unentspannter als jetzt. Das war der größte Glücksfall in meinem bisherigen Leben das ich in dieses Projekt rein geraten bin. Natürlich musste ich die Entscheidung treffen, dass ich mitmachen will, musste mir die Zeit dafür nehmen, statt an so einem schönen Sommertag zum Beispiel Fußball spielen zu gehen.

Hat sich seither etwas in deiner Wahrnehmung gegenüber Deinen Mitmenschen verändert?

Ja. Ich bin auf jeden Fall sensibilisierter als früher. Ich schaue mir die Menschen genauer an und nehme ihre Stärken wahr. Bei Teamarbeit ist es ein echter Vorteil, wenn man weiß, was die Einzelnen gut können. Zum Beispiel haben wir eine Lerngruppe gegründet, wo jeder die Aufgaben übernimmt, die zu ihm passen. Der eine kann gut zusammen fassen, der andere kann gut an der Tafel stehen usw. Alle profitieren davon.

Wie würdest Du, ganz allgemein, Deine Einstellung beschreiben?

Offen für Neues. Ich bin auf der Suche nach Potenzial. Besondere Menschen ziehen mich an, auch Menschen die anders sind als ich. Es macht mir Spaß, mit anderen Menschen etwas zu machen oder wie es der Berliner Rapper Prinz Pi ausdrückt: »Lieber gemeinsam verlieren, als alleine zu siegen.« Aber ich muss sagen, in dem Land, in dem wir leben, können wir gar nicht verlieren. Man hat in Deutschland so viele Möglichkeiten und Chancen und bekommt so viel Unterstützung, u. a. auch von den Wirtschaftsministerien. Nehmen wir z.B. den Gründungspass: Studienabbrechern oder Arbeitssuchenden, die eine Gründungsidee haben, bekommen Unterstützung dabei, ihre Idee, ihre Vision umzusetzen. Und wenn man dann noch ein gutes Team hat, dann kann man eigentlich alles umsetzen.

War Deine Einstellung auch mal anders, gab es da Veränderungen? Wodurch wurden die ausgelöst?

Als ich noch in der Schule war, war ich im Sommer oft bei einer Theaterfreizeit dabei. Damals habe ich mit dem Beruf des Regisseurs geliebäugelt. Ich dachte damals, alles hängt vom Regisseur ab – wenn der gut ist, dann läuft alles. Nach der Schule habe ich dann drei Monate an der Staatsoper in Stuttgart ein Praktikum als Regieassistent gemacht - da ist mir klar geworden, dass alles vom Team abhängt. Man kann auch alleine viel machen, aber irgendwann kommt man nicht mehr weiter. Wenn man aber im Team unterwegs ist, ist man viel reflektierter, kann viel mehr gestalten, bewegen und kann sich gegenseitig motivieren.

Was kann Dich richtig begeistern?

Mich begeistert eine Idee, aus der neue Ideen und Möglichkeiten entstehen, und wenn sich das Ganze immer weiter entwickelt bis ein neues, komplexes Ganzes entsteht. Mich begeistert, wenn ich einen Weg vor mir sehe, der für mich gehbar ist und mich an ein Ziel bringt. Die Entscheidung, ob ich diesen oder jenen Weg gehe, treffe ich intuitiv. Ich bin aber sehr gründlich in der Vorbereitung, d. h. ich packe meinen Rucksack sehr sorgfältig, sodass ich für die unterschiedlichsten Situationen gewappnet bin. Meine Ausrüstung muss perfekt sein. Wenn die Grundlage perfekt ist, kann man alles machen und braucht auch den Weg nicht so genau kennen. Mir ist schon klar, dass das nicht immer optimal ist, weil der Rucksack schwer ist. Wenn man genau informiert ist, wo man hin will und weiß, wie der Weg beschaffen ist, braucht man ja nicht so viel mitzunehmen.

Mir ist aber wichtig, dass ich den Weg auch mal ändern kann. Ich bin gerne unterwegs, komme gerne an und breche dann aber auch gerne wieder auf.

Worauf freust Du Dich in nächster Zukunft am meisten?

Ich freue mich auf den Sommer. In letzter Zeit habe ich sehr viel gemacht und jetzt freue ich mich darauf, mal einen Gang zurückzuschalten und den Sommer zu genießen. Einfach mal in Ruhe ein Buch lesen...

Wo möchtest Du in zehn Jahren stehen?

Es wäre schon cool, dann irgendwann auch Kinder zu haben. Mein großer Traum ist es, einen Kinofilm zu drehen, wofür man die richtigen Leute kennen und genug Kohle haben muss. Es wäre toll, wenn ich in zehn Jahren wenigstens eines von beiden schon hätte. Auf jeden Fall möchte ich schon ein erfolgreiches Projekt umgesetzt haben. Das muss kein Riesenprojekt sein, aber erfolgreich gelaufen sein. Dann weiß ich, dass ich auch größere Projekte stemmen kann. Auf jeden Fall sehe ich mich hier in Deutschland, weil ich dieses Land als das beste Land der Welt betrachte. Die Kultur, die Gesellschaft, die wirtschaftlichen und intellektuellen Möglichkeiten – mir fällt kein anderes Land ein, wo es so ideale Bedingungen gibt.

Was würdest Du sagen: Worauf kommt es an im Leben?

Auf die Augenblicke. Alles was am Ende zählt sind die Augenblicke, die man erlebt hat.

Ich habe ein Praktikum im Bundestag gemacht und mich danach gefragt, was es den ganzen Politikern bringt, wenn sie irgendwann von sich sagen können: »Ich saß in 1276 Fraktionssitzungen und kann mich an keine wirklich erinnern.« Also nicht, dass ich jetzt irgendetwas gegen Politiker sagen will, im Gegenteil: sie sind unsere wichtigsten Leute. Aber ich meine, dass es im Leben mehr gibt als Sitzungen und anonyme Gremien. Es ist doch viel cooler, wenn man sich an besondere Tage mit besonderen Menschen erinnern kann. Aber vielleicht können das die Politiker auch.

Es gibt eine Gedicht von Jorge Luis Borges, in dem ein alter Mann auf sein Leben zurückblickt und überlegt, dass er manches anders machen würde, wenn er könnte, z. B. im Sommer öfters barfuß laufen, mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen, sich weniger Sorgen machen.

Was gibst Du den Kids von heute mit auf den Weg?

Scheißt auf Facebook und sucht euch echte Freunde. Redet nicht nur über belangloses Zeug, wie die vielen jungen Menschen das auf Facebook machen. Genießt euer Leben. Aber das kann man in dem Alter oft noch nicht: zurücklehnen und genießen.

Einer der schönsten Augenblicke, den ich erlebt habe, war, als ich meine letzte Klausur der Abiturprüfung fertig geschrieben hatte. Die letzten zehn Minuten. Zu wissen, dass man fertig ist und gleich abgeben wird, aber damit noch kurz zu warten, um diesen Moment aufzusaugen. Man hört schon die Musik aus den Autos vor der Schule und weiß: »Da wartet ein kaltes Bier auf mich«.

Dein Motto?

Alles was zählt sind die Augenblicke – folge Deinem inneren Kompass.