Anne

Anne, 21 Jahre,

z.Zt. Regieassistentin, angehende Schauspielstudentin.
Sie hat 2009 an der Talenteschmiede teilgenommen.

Was machst Du zur Zeit?

Nach dem Abitur war ich ein Jahr in England und habe mich dann für den Weg des Schauspiels entschieden. Momentan bewerbe ich mich an Schauspielschulen und mache Hospitanz bzw. Praktika bei Fernseh- und Theaterproduktionen. Ich bereite mich auf das Vorsprechen vor und versuche so viel Einblick wie möglich in die Branche zu bekommen und Kontakte zu knüpfen. Das, was ich am Theater erlebe, sagt mir viel mehr zu als kommerzielle Fernsehproduktionen.

Womit beschäftigst Du Dich am liebsten, wenn Du frei hast?

Ich habe kein Hobby, was mich begleitet. Ich bin eher allgemein an Kultur interessiert, gehe mit Freunden ins Kino, zu Konzerten oder ins Theater. Meine sozialen Kontakte sind mir wichtig, aber ich kann auch gut alleine sein – brauche das sogar.

Was hast Du in nächster Zeit für Pläne?

Ich werde als Regieassistentin am Theater in Göttingen arbeiten, mich an Schauspielschulen bewerben und hoffentlich bald angenommen werden.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben? Was für ein Mensch bist Du?

Ich bin sehr offen für neue Menschen und Situationen und bin sehr unvoreingenommen. Als humorvoll würde ich mich auch bezeichnen.

Du hast 2009 an einem Seminar der Talenteschmiede teilgenommen. Wie hast Du das Seminar erlebt?

Sehr positiv. Als mich mein Papa vom Bahnhof abgeholt hat und gefragt hat, wie es war, da habe ich nur mit der Zunge geschnalzt. Das ist ein gutes Zeichen bei mir. Die Gruppe war toll und die Betreuung durch die Mentoren sehr gut. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es mir sehr viel gebracht hat, mich so intensiv mit mir selbst auseinanderzusetzen. Das Feedback der anderen Teilnehmer und auch der Mentoren war für mich extrem hilfreich. Zu sehen, wie ich von anderen wahrgenommen werde, was mich ausmacht, wenn ich vor anderen Leuten stehe und wie die mich sehen – das war sehr spannend. Ich kannte ja keinen der anderen und es waren so unterschiedliche Leute dabei. Für mich war es ein Schubser nach vorne und hat mir Mut und Selbstbewusstsein gegeben. Ich habe auch begriffen, dass das, was mich ausmacht, nicht unbedingt mit Schulleistungen zu tun hat. Leider setzen sich doch die wenigstens Schüler mal intensiv mit sich, mit dem was sie können oder gerne tun, auseinander – sie studieren einfach irgendwas oder orientieren sich an ihren Schulnoten. Manchmal wird was daraus, aber häufig auch nicht. Ich glaube, es würde viel weniger Studienabbrecher geben, wenn alle vor dem Studium ein Talente-Seminar machen würden.

Beschreibe mir, was das Entdecken deiner Talente bei Dir ausgelöst hat. Was bedeutet es für Dich, Dir Deiner Talente bewusst zu sein?

Das war schon toll. Unbewusst weiß man ja schon ein bisschen, wie man so ist und manches wurde mir bestätigt. Zum Beispiel, dass ich eine gute Moderatorin bin, die gut vor Menschen sprechen kann. Das hat mir schon Selbstbewusstsein gegeben. Danach habe ich mich ganz anders mit mir selbst auseinandergesetzt. Ich war vorher nicht so ein reflektierter Mensch, habe mir nie so viel Gedanken darüber gemacht, wieso ich so oder so handle. Z.B. habe ich »Anpassungsfähigkeit« weit vorne und »Durchsetzungsvermögen« eher hinten. Seit ich das weiß, bin ich achtsamer geworden und kann echt sagen: »Stimmt!«. So kann ich auch anders damit umgehen, ich kann sagen, das oder das gehört nicht zu meinen Stärken, aber das ist auch o.k. so.

Welches Talent ist für Dich besonders wichtig?

Ich habe eigentlich noch kein Lieblingstalent. Ich glaube, dass manche Talente jetzt erst so richtig aufblühen werden. In der Schule spürte ich sie nicht so, weil ich wenig Gelegenheit hatte, sie einzusetzen, vielleicht habe ich aber auch einfach nicht so darauf geachtet. Die »Anpassungsfähigkeit« spüre ich im Alltag häufig, manchmal auch als Hindernis. Da muss ich lernen, richtig damit umzugehen. »Anpassungsfähigkeit« bedeutet ja nicht, dass ich keine Meinung habe, sondern spricht für Spontanität und Flexibilität.

Wie hast Du die Erfahrungen aus dem Seminar weitergegeben z.B. an Freunde, Familie, Lehrer etc.?

In den letzten Schuljahren war das ja schon ein Riesenthema, was man nach der Schule machen soll. Viele sind da ziemlich ratlos oder haben das Gefühl, dass sie nirgendwo gut sind. Nach dem Seminar hatte ich mit einigen Freundinnen Gespräche darüber und habe auch von dem Seminar erzählt. Wenn man mehr in sich reinhört und auf seine Neigungen und Vorlieben achtet, kann man ja auch schon Anzeichen für seine Talente erkennen. Aber in dem Alter hört man leider viel zu häufig auf andere. Es war mir ein echtes Anliegen, den anderen von meinen Talenten zu erzählen und davon, wie ich in manchem bestätigt wurde.

Wie gehst Du seither mit Deinen Stärken und Schwächen um?

Ich habe erkannt, dass ich die Bereiche, in denen ich in der Schule nicht gut war, ruhig aus den Augen lassen kann. Jetzt, wo ich weiß, was mein Potenzial ist, kann ich mich darauf einfach konzentrieren und es ausbauen. Es hat mich mutiger gemacht, ich traue mir mehr zu und bin nicht mehr so zögerlich.

Wie haben sich diese Erkenntnisse auf Deine Berufswahl ausgewirkt? Gab es ein »vor dem Seminar« und ein »nach dem Seminar«?

Vor dem Seminar habe ich mir überlegt, Germanistik oder Theaterwissenschaften zu studieren, weil mich das interessiert hat. Aber mir war nie so ganz klar, was ich damit dann machen soll. Ich hatte nicht direkt eine Erleuchtung im Seminar, was ich jetzt beruflich machen will, aber eine Richtung. Es war danach schon noch mal ein Prozess, mich beruflich zu entscheiden. Es ist ja nicht so, dass die Welt auf einen wartet, wenn man sein Abitur gemacht hat. Vielmehr muss man sich selbst engagieren und einsetzen, für das, was man will.

Ich habe mich mit meinen Stärken auseinander gesetzt und versucht, sie richtig zu erfassen und beruflich zuzuordnen. Überhaupt habe ich angefangen, über mich nachzudenken. Das Seminar war der entscheidende Impuls dafür. Inzwischen ist mir klar, dass meine Talente sehr gut zur Schauspielerei passen: Höchstleistung, Anpassungsfähigkeit, Vorstellungskraft, Intellekt und Einfühlungsvermögen.

Hat sich seither etwas in deiner Wahrnehmung gegenüber Deinen Mitmenschen verändert?

Ja, ich denke doch. Man achtet einfach mehr auf bestimmte Verhaltensweisen und überlegt, worauf sie zurückzuführen sind. Vor allem natürlich bei Menschen, mit denen man viel zu tun hat.

Wie würdest Du, ganz allgemein, Deine Einstellung beschreiben?

Meine Einstellung ist anders geworden, weil ich jetzt ein Ziel habe, wo ich unbedingt hin will. Mein Ehrgeiz ist geweckt. Jedes Vorsprechen bringt mich weiter, weil ich erfahre, worauf es ankommt, mich mit anderen austausche und konstruktive Kritik bekomme. Und ich bin aktiver geworden, packe mehr an, nach dem Motto: »Just do it!«.

War Deine Einstellung auch mal anders, gab es da Veränderungen? Wodurch wurden die ausgelöst?

Ich glaube eine Zeit lang hatte ich gar keine Einstellung. Ich lief eben so mit und war nicht besonders engagiert.

Was kann Dich richtig begeistern?

Gespräche mit tollen Menschen, in denen ich viel lerne (über den Menschen und die Welt) und aus denen ich mit einem Lächeln im Gesicht gehe. Feste feiern und gute Musik.

Worauf freust Du Dich in nächster Zukunft am meisten?

Ich freue mich darauf, an einer Schauspielschule angenommen zu werden und die Gewissheit zu haben, dass ich die nächsten vier Jahre das lerne, worauf ich am Allermeisten Lust habe. Darauf arbeite ich hin.

Wo möchtest Du in zehn Jahren stehen?

Da bin ich Schauspielerin, hatte bereits mehre Theaterengagements, aber auch Filmrollen. Ich habe ein schönes, erfülltes Leben und bin zufrieden. Klar spielen nicht nur die beruflichen Faktoren eine Rolle, aber ich stelle mir vor, dass ich glücklich bin.

Was würdest Du sagen: Worauf kommt es an im Leben?

Dass man glücklich ist. Es kommt nicht darauf an, ob man viel Geld hat oder wenig, sondern dass man etwas macht, was einen glücklich macht.

Was gibst Du den Kids von heute mit auf den Weg?

Sie sollen auf sich selbst hören, eine Passion entwickeln und diese ausleben können.

Dein Motto?

Just do it!